Bismarcks Innen- und Außenpolitik

Otto von Bismarck - Demokrat oder Unterdrücker?


Reichskanzler
Otto von Bismarck, 1871

Otto von Bismarck war Reichskanzler von der Reichsgründung 1871 bis zu seiner Entlassung durch Kaiser Wilhelm II. 1890.

 

Bismarcks Wirken im Deutschen Reich

 

Zu seinen größten Errungenschaften gehören die weltweit ersten Sozialversicherungen wie die gesetzliche Krankenversicherung (1883), die Unfallversicherung (1884) und die Alters- und Invaliditätsversicherung (1889).

Andererseits unterdrückte Bismarck z.B. durch die Sozialistengesetze große Teile der Bevölkerung. Auch gegen den politischen Katholizismus führte er einen „Kulturkampf“, aus dem zwischen 1871 und 1880 Gesetze und Regelungen wie der Kanzelparagraph (politische Neutralität von Geistlichen), die staatliche Schulaufsicht, die Zivilehe und das Verbot einiger geistlicher Orden hervorging. Ab 1880 stellte er den „Kulturkampf“ mit „Milderungs- und Friedensgesetzen“ wieder ein, einige Regelungen aus dieser Zeit blieben jedoch noch lange erhalten oder haben bis heute Bestand.

 

War Bismarck Demokrat?

 

Die Reichsverfassung sah zwar das allgemeine, gleiche und geheime Männerwahlrecht vor, jedoch war Bismarck deshalb bei weitem kein Demokrat. Er versuchte seine Macht durch das „Blut und Eisen“-Konzept zu erhalten und das Deutsche Reich unter preußischer Führung zu bewahren. Auch unterstützte er die Reichsverfassung, die alle drei Gewalten durch den deutschen Kaiser kontrollieren ließ, das Oberkommando über die Streitkräfte beim Kaiser vorsah und keine Bürgerrechte vorsah.

 

Fazit

 

Bismarck war es innenpolitisch gelungen die eigene Macht, die preußische Macht und damit die Macht des Kaisers gegenüber den Sozialisten, Kommunisten, Liberalen und Katholiken zu stärken. Die Reichsverfassung, der Kulturkampf und die Sozialistengesetze zielten alle auf dieses Ergebnis ab. Die Lösung der innenpolitischen Probleme lag Bismarck nur insoweit im Sinn, dass er dadurch bei der Bevölkerung den Anschein erwecken konnte, er würde Maßnahmen zur Lösung ergreifen. Bei der Bekämpfung der „Sozialen Frage“ sind ihm dabei sogar einige wichtige Lösungsansätze gelungen, die später zur Lösung der Sozialen Frage beigetragen haben. Die tiefgreifende Lösung der Probleme ist ihm in seiner Regierungszeit nicht gelungen, was eine gespaltene Gesellschaft während des Kaiserreichs zur Folge hatte und was immer wieder zu Unruhen, Unzufriedenheit in der Bevölkerung und Streiks führte. Meiner Meinung nach wirkte Bismarck mehr als Unterdrücker denn als Demokrat.

Bismarck als Diplomat

Bismarck war 1871 bis 1890 erster Reichskanzler des Deutschen Reiches. Er hat die Gründung dieses Reiches maßgeblich vorangetrieben. Außenpolitisch galt Bismarck als Diplomat, weil er auf eine Bündnispolitik setzte, für die er bekannt wurde. Bismarck hat es geschafft Deutschland vor seiner Isolation zu bewahren und hat eine Rache von Frankreich zu verhindert. Nun ist die Frage wie er dies geschafft hat.

Deutschland ist durch die Reichsgründung in Versailles zu einer führenden Macht in Europa geworden. Ab 1871 stieg Deutschlands Bevölkerung und auch die wirtschaftliche Leistung Deutschlands stark an. Bismarck wusste, dass die anderen europäischen Mächte Deutschland beobachten würden und kündigte an, dass Deutschland keine weiteren Territorien in Anspruch nehmen würde. In Frankreich wuchs der Gedanke sich zu revanchieren und Großbritannien wollte die Vorherrschaft in der Kolonialpolitik behalten. Bismarck wusste dies und wollte deswegen starke Bündnispartner an seiner Seite haben.

Bismarcks erstes großes Bündnis war das Dreikaiserabkommen zwischen dem Deutschen Reich, Österreich-Ungarn und dem russischen Zarenreich. Frankreich und Großbritannien hingegen versuchten diesen Bund aufzulösen indem sie auf das russische Zarenreich einwirkten. Im Jahr 1875 gelang dies und Russland löste sich vom Dreikaisereinkommen; infolgedessen einigten sich Deutschland und Österreich-Ungarn dann auf den sogenannten Zweibund. 1881 gelang es Bismarck das Vertrauen von Russlands wieder für sich zu gewinnen und Russland trat wider in den Dreikaiserbund ein. 1882 und 1883 traten jeweils Italien und Rumänien dem Zweibund des Deutsche Reiches und Österreich-Ungarns bei der somit zu dem sogenannten Dreibund. Es war ein Verteidigungsbündnis gegen Frankreich.

Bismarck wollte also insgesamt eine sehr zurückhaltende Außenpolitik führen. Ein großes Problem waren die diplomatischen Beziehungen zum Osmanischen Reich, da Großbritannien unbedingt verhindern wollte, dass Russland Einwirkung im Osmanischen Reich hatte. Bismarck hatte zwei Ziele die er verfolgte:

1. Er wollte Deutschland durch seine Bündnisse vor der Isolation bewahren.

2. Er wollte Frankreich in die Isolation treiben. Beide dieser Ziele sollten dazu führen, dass eine Zweite Front auf jeden Fall verhindert wird.

Als Diplomat fungierte Bismarck vor allem während des Berliner Kongresses 1887, als er im Russisch-Türkischen-Krieg als Vermittler zwischen allen beteiligten europäischen Mächten diente. Er war deshalb so gut geeignet, weil er auf deutsche Ansprüche demonstrativ verzichtet und als Vermittler zwischen den anderen Großmächten Europas auftrat.

1890 verabschiedete sich Bismarck aus der Politik. Der Kaiser nach Bismarck, Kaiser Wilhelm ll., verspielte jedoch die gute Ausgangsposition Deutschlands in diplomatischer Hinsicht. Frankreich und Russland bildeten ein Bündnis und Deutschland war beidseitig isoliert. Außerdem stockte der Kaiser die Flotte auf was Großbritannien nicht gefiel und wollte die Deutsche Expansion. Infolgedessen war Deutschland komplett isoliert, genau das was Bismarck nicht wollte.


Bismarck-Denkmal am Großen Stern in Berlin (enthüllt 1901)

Fazit

 

Bismarck an sich war ein sehr guter Diplomat, der auch etwas von der Situation, in der sich Deutschland befand, verstand. Die Pläne, die er hatte, konnte er meistens auch umsetzen. Viele Menschen - auch heute noch - behaupten, Bismarck hätte aus der heutigen Sicht schon als Diplomat gehandelt, aus Sicht der Menschen zur Zeit Bismarcks hat er Bereiche, die zu Deutschland gehörten nicht als Deutschland akzeptiert, was aber auch als politischer Zug Bismarcks verstanden werden kann. Auch viele Menschen sagen, Bismarck hätte Mitschuld am Ersten und Zweiten Weltkrieg gehabt, durch die Formung des Deutschen Reiches. Nichtsdestotrotz sind sich die meisten Historiker einig, dass Bismarck Deutschland half, seinen Platz in Europa zu finden und auch die außenpolitischen Grundsteine für die kommende Zeit zu legen.

 

 

Literatur/Quellen